Beschreibung meiner Pantanal-Reise vom 26.10.2001 bis zum 07.11.2001


Inhalt

Was ist der oder das Pantanal?

Zuerst erzähle ich mal ein bisschen was über den oder das Pantanal. Es ist ein sehr großes Gebiet in der Mitte von Südamerika und der Südwestecke von Brasilien. Es ist sehr wichtig für viel Tier- und Pflanzenarten und auf Grund seiner zentralen Lage auch für das Klima und die Natur in vielen Teilen Südamerikas. In der Regenzeit von Oktober/November bis März/April ist fast das ganz Land 40cm bis 1m überschwemmt, nur kleinere Inseln ragen hervor. So sieht dann auch die Vegetation aus: viel flaches Busch- und Grasland, auf den Inseln kommen dann vor allem Palmen, aber auch andere Bäume vor. Wild kommen Krokodile, Wasserschweine, eine Leopardenart, Schlangen (bis zu 7m), eine kleinere Art des Vogel Strauß, Affen, Piranhas und andere Fische, einige Papageienarten und, zahlenmäßig ganz sicher am meisten, Moskitos. Die beißen da sogar, wenn man Gegenmittel wie wild versprüht. Außerdem halten die Menschen dort sich Pferde und Rinder. Leider sieht man die Leoparden und Schlangen sehr selten, und so hat niemand aus unserer Gruppe einen Leoparden gesehen. Eine ca. 15cm lange Schlange haben wir in der Nähe des Pools gesehen, aber eine längere leider nicht. Das Hotel, in dem wir 2 Nächte gewohnt haben, heißt Arara Azul und gehört zu einem Projekt, dass sich um die Erhaltung dieses blauen (portugiesisch: azul) Papageien kümmert. Die Fläche dieses Projektes beträgt ungefähr 11.000 Hektar. Das Hotel liegt ziemlich abgeschieden, die nächsten Nachbarn sind einige Kilometer entfernt. Strom und Telefon gibt es nicht immer, zu Not muss halt der Generator her halten. Die Preise dort draußen sind auch ziemlich gesalzen. Für alles bezahlt man das doppelte bis vierfache als normal. Beim Telefon ist es besonders extrem: Es gibt keine öffentliche Telefonzelle, und um das Telefon des Hotels zu benutzen, zahlt man 2 Reais (1,60 DM) für ein R-Gespräch. Ein R-Gepräch ist ein Gespräch, bei dem man ohne selbst zu zahlen bei jemandem anrufen kann, der Angerufene zahlt über die Telefonrechung. Nur die Preise der Souvenirs sind eigentlich normal, für T-Shirts, Kappen und Hüte zahlt man nicht viel mehr als sonst. So einen Hut habe ich mir dann auch gekauft, das ist so ein Schlapphut mit Krempe, die man an den Seiten hochklappen kann, und Nackenschutz gegen die Sonne und die Moskitos.

26.10.2001 Caxias do Sul, Bus, Curitiba, Bus

Um 9:30 Uhr sind Lutz (ein anderer deutscher Austauschschüler, der nur 100m von mir entfernt wohnt) und ich mit dem Omnibus von Caxias do Sul weggefahren. Die Reise nach Curitiba verlief ohne Probleme. Die Fernreisebusse machen mindestens alle paar Stunden eine Pause zum Essen und auf's Klo gehen. Nach 10 Stunden und der Durchfahrung von 2 halben und einem ganzen Bundesland, sind wir mit nur 10min Verspätung in Curitiba, der Haupstadt des Bundeslandes Parana, angekommen. Dort hat uns ein Freund des Vaters von Lutz abgeholt. Der hat uns dann in die Bar "Schwarzwald" (die heißt wirklich so, ich habe den Namen nicht übersetzt). Diese Bar liegt ganz in der Nähe eines kleinen Parkes im Stadtzentrum von Curitiba, den ich schon letztes Jahr zusammen mit dem Posaunenchor besucht habe. Die nächste Überraschung kam mit der Speisekarte. Dort war unter anderem zu finden (alle Namen nicht von mir übersetzt): Bockwurst, Bratwurst (wenn man allerdings den portugiesischen Namen daneben liest, heißt sie Weißwurst), Eisbein, etc. Wenn man in dieser Bar ein spezielles Bier trinkt, bekommt man einen ungefähr 6cm hohen Porzellanbierkrug, der auf der einen Seite einen Werbeaufdruck der Bar und auf der anderen Seite eines der Wappen der deutschen Bundesländer oder eine Sehenswürdigkeit von Curtiba hat. Uns beiden hat der Wirt dann jeweils einen dieser Krüge gegeben, nachdem wir ihm erzählt haben, woher wir kommen. Um 22:00 Uhr, also nach gut 2 Stunden Pause, sind wir dann wieder vom Busbahnhof von Curitiba losgefahren, noch weiter Richtung Norden. Dieser Bus hatte allerdings einen ziemlich kleinen Sitzabstand, und so konnte ich nicht ziemlich gut schlafen.

27.10.2001 Bus, Belo Horizonte

Den Vormittag haben wir wieder im Bus gebracht. Um 12:30 Uhr sind wir dann endlich nach nochmal 15 Stunden Bus und der Durchquerung eines weiteren ganzen Bundeslandes bei unserem ersten Ziel angekommen: Belo Horizonte. Wir haben also vor dem eigentlichen Beginn der Reise schon 25 Stunden reiner Busfahrt zurückgelegt. Wir hätten ja auch fliegen können, aber das ist hier sehr teuer. Zum Vergleich: In Deutschland bekommt man schon für 850 bis 900 DM einen Flug Frankfurt - Rio de Janeiro und zurück (insgesamt 24 Stunden Flug), einer der Austauschschüler, der mit dem Flugzeug nach Belo Horizonte kam, alleine 700 DM für 8 Stunden Inlandsflug gezahlt. Gleich noch am Busbahnhof treffen wir Lucy, eine Austauschschülerin aus den USA, die wir schon vom Sprach- und Orientierungscamp am Anfang des Austausches kennen, und 2 blonde(!) Japaner. Das Haar ist allerdings gefärbt. Im Hotel, das ziemlich groß und schön aussieht, nehmen wir erstmal eine Dusche, und sprechen ein bisschen mit den anderen Austauschschülern aus aller Welt. Dann werden uns die Regeln der Reise erklärt, während wir darauf warten, dass die Schlüssel für den einen Bus wiedergefunden werden. Die sind nämlich kurzzeitig verlorengegangen, und der andere Bus, mit dem wir eigentlich loswollten, steht dahinter und kann nicht vorbeifahren. Diese Regeln sind ziemlich streng, sie besagen nämlich, dass der Bus auf niemanden am Treffpunkt warten wird, wer zu spät kommt, muss ein Taxi nehmen. Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht, dass sie das auch durchziehen werden. Schließlich und endlich bricht eine Gruppe von ungefähr 40 Austauschschülern zur Stadtbesichtigung von Belo Horizonte. Außer den 2 Fußballstadien, einem See und einem Park gibt es allerdings nicht viel zu sehen, und so wird and die Stadtbesichtigung noch der Besuch eines Einkaufszentrum angehängt. Danach wieder zuruck ins Hotel, damit wir uns während des Abends ausruhen können. Insgesamt ist der erste Eindruck der Truppe recht gut, es sind einige recht nette Leute dabei.

28.10.2001 Bus

Um 1:00 in der Nacht geht es schon los, zuerst ein bisschen zurück in den Süden, um noch andere Austauschschüler aufzugabeln, und dann in Richtung Westen zum Pantanal. Wir fahren mit 2 Bussen, es werden nämlich insgesamt 90 Teilnehmer sein. In der ersten Nacht ist also jeder Bus nur halb belegt, sodass jeder 2 Sitzplätze für sich zum Schlafen hat. Der 28.10. vergeht dann mit Reden, Musik hören, Karten spielen, Essen und andere Austauschschüler aufnehmen und kennenlernen. Einige kenne ich schon, weil sie wie ich auch mit YFU hier sind, aber die Mehrheit ist von Rotary. An jedem Halt nehmen wir mehr Deutsche auf, am Schluss sind wir allein in meinem Bus 10 bis 15 Deutsche von 42 insgesamt. Ansonsten kommen viele aus den USA und Japan, aber auch ein paar aus Österreich, der Schweitz, Dänemark, Finnland, Belgien, Niederlande, Ungarn, Mexiko, Malaysia, Südafrika, Schottland, Australien, Kanada und Taiwan. Praktisch ist, dass jeder der Rotary- Schüler eine Visitenkarte hat, sodass man sich die ganzen Adressen nicht selber aufschreiben muss. Nach dem letzten Stop, trennen die zwei Busse sich dann. Der eine fährt zuerst nach Bonito, der meinige zuerst nach Pantanal. Irgendwann kurz vor Mitternacht überqueren wir dann die Grenze zu Mato Grosso do Sul, dem Zielbundesland. Und wird erklärt, dass wir die Uhr eine Stunde zurückstellen müssten, weil der Westteil von Brasilien eine andere Zeitzone hat, wir "also noch eine Stunde mehr Zeit hätten, um unser Ziel zu erreichen". Irgendwie bewundere ich das Motivationstalent der Brasilianer. Der Fakt nämlich, dass wir so aber auch noch eine Stunde länger fahren müssen, als man sich im Kopf ausgerechnet hat, hebt diesen tollen Vorteil für uns dann leider doch wieder auf.

29.10.2001 Bus, Pantanal

Die letzten eineinhalb Stunden vor unserer endgültigen Ankunft um 11:00 fahren wir auf einer Sandstraße. Das heißt, Klimaanlage ausschalten, sonst wird sie verstopft. Wenn man die Fenster aufmacht, kommen Staub und Moskitos hinein, wenn man sie zumacht, wird es heiß. Zum Glück regnet es ganz leicht, sodass es nicht allzu heiß wird. Insgesamt sind wir also bis zum Ziel 60 Stunden gefahren (inklusive der Essens- und Pinkelpausen der Busse, allerdings exklusiv der Pausen in Curitiba und Belo Horizonte) und haben 3 Nächte im Bus verbracht. Das ist sogar für Brasilien eine Langstrecke. Man ist allerdings immer noch nicht durch ganz Brasilien durch, da braucht man noch ein ganzes Stück länger. Ein Mädchen unserer Gruppe hatte dann auch eine um nochmal 24 Stunden längere Anfahrt von der Nordostküste. Nach dem Beziehen der Zimmer haben wir dann erstmal Krokodile bestaunt. Direkt am Hotel gibt es nämlich 2 Krokodilteiche. Während der Nacht wandern die sogar durch's zwischen den Teichen hin und her. Wir konnten die Krokodile sogar am Schwanz anfassen. Kurz darauf gab es Mittagessen, und dann haben wir erstmal den Swimmingpool des Hotels ausgetestet. Um 14:00 Uhr ist uns dann der Zeitplan für die Zeit in diesem Hotel bekannt gegeben wordend und wir sind in 4 Gruppen eingeteilt worden. Jede dieser 4 Gruppe macht jede der 4 möglichen Aktivitäten, aber zu einer unterschiedlichen Zeit, da meistens nicht mehr als 10 oder 11 gleichzeitig mitmachen können. Meine Gruppe hat mit der "Safari"tour diesen Nachmittag angefangen. Das sah so aus, dass wir, gezogen von einem kleinen, aber ziemlich lautem, Traktor gezogen, in einem Wägelchen in die Pampa gefahren sind und versucht haben, Tiere zu sehen. Während der Fahrt hat ein lokaler Führer uns ein bisschen was über Pantanal erzählt. Irgendwann haben wir angehalten und umhergelaufen, weil man mit dem lauten Traktor natürlich nicht soviel sieht. Wir haben diesen Vogel Strauß gesehen, noch mehr Krokos, die diesmal sogar gefüttert wurden, ein paar Affen und natürlich ziemlich viele Vögel. Außerdem haben wir Termiten gegessen (die kann man wirklich essen, schmecken ein bisschen nach Salat, gar nicht mal so schlecht) und sind einen Baum hochgeklettert. Dann siend wir wieder zurückgefahren, und natürlich gleich wieder in den Pool. ;-) Nach dem Abendessen ist meine Gruppe dann noch auf Nachtsafari gefahren, wieder mit dem gleichen Wagen. Diesmal sind wir allerdings auf der "Straße" geblieben. Nachts sieht man ziemlich viele Wasserschweine und Krokodilaugen, wenn man Glück hat, auch mal eine Eule. An diesem Abend sind wir eigentlich alle recht bald ins Bett, weil man nach den Tagen und Nächten im Bus natürlich ziemlich müde ist.

30.10.2001 Pantanal

Um 6:45 Uhr heißt es Aufstehen, weil es um 7:00 Frühstück gibt und um 8:00 die Gruppen wieder zu einer Aktivität aufbrechen. Leider hat es diesen Morgen geregnet, kalt war es aber trotzdem nicht. Meine Gruppe ging Piranha-Fischen. Man nimmt einfach ein paar geeignete Bambusruten, bindet einen Faden mit Angelhaken, der ungefähr genauso lang ist, an das Ende und hält dann halt den Haken mit dem Fleisch dran ins Wasser. Leider hatten wir nicht soviel Glück, meistens haben blos die Piranhas oder Krokos das Fleich weggefressen und den Angelhaken verschmäht. Nur 2 Mädchen haben einen Fisch gefangen, allerdings keinen Piranha. Die wurden dann an ein Krokodil verfüttert. Leider gab es an diesem Morgen am Angelplatz wirklich extrem viele Moskitos. So eine hohe Konzentration sieht man sonst normalerweise nicht mal nachts an einer Lampe im Freien. Ich hatte noch Glück im Unglück, weil ich einen Regenmantel angezogen hatte, aber ein Mädchen, dass ein schulterfreies Top angezogen hatte, hatte nachher buchstäblich jeden Zentimeter des Rückens mit Bissen bedeckt. Deswegen haben wir dann das Angeln schon nach einer Stunde beendet. Im Hotel, wie könnte es natürlich sein, gleich wieder in den Pool, im Wasser gibt es wenigstens keine Moskitos, und die Stiche werden gekühlt. Die Aktivität am Nachmittag war heute Wandern. Das Wetter kann es einem auch nie recht machen, Mittags hatte es nämlich aufgehört zu regnen, dafür war aber die Sonne hervorgekommen und es war brütend heiß. Das heißt, dass sich die ganzen Moskitos im Schatten dieser baumbestanden "Inseln" im Grasland sammeln, wo es halt normalerweise auch die Tiere zu sehen gibt. Ich habe es ausprobiert, um einen wirklichen effektiven Schutz gegen diese Viecher zu haben, muss man sich und seine Kleider (da stechen die nämlich ohne Problem durch!) ungefähr alle 15min kräftig einsprühen. Das hat natürlich einen ziemlich hohen Antimückenmittelverbrauch zur Folge. Ansonsten war es aber nicht schlecht, wir haben ein paar schöne Papageien, noch ein paar Affen gesehen und ein paar alte Kuhknochen gesehen. Vor dem Abendessen natürlich wieder in den Pool. Zum Essen gibt es hier eigentlich das gleiche wie sonst auch, nur dass es nicht soviel und so gutes Fleisch wie in Südbrasilien, dafür aber mehr Fisch gibt. Nach der Nachtsafari von 2 anderen Gruppen war dann Zusammenkunft der ganzen Gruppe aus dem ersten Bus. Es wurde die Weiterfahrt morgen besprochen, danach haben wir Party gemacht. Die Stimmung war allerdings nicht so gut, es wurde nicht allzu viel getanzt. Hauptsächlich haben wir versucht, einen brasilianischen Tanz zu lernen.

31.10.2001 Pantanal, Bus, Bonito

Am Vormittag hatten wir nochmal eine Aktivität, diesmal Reiten. Egal, ob man schonmal auf einem Pferd gesessen ist, oder nicht, man wurde einfach darauf gesetzt und gesagt, los geht's, ohne dass das Pferd von irgendjemandem am Seil geführt würde, wohlgemerkt. Leider wollte mein Pferd am Anfang nicht so schnell wie die anderen laufen, auch ziemlich heftige Tritte in die Seiten haben zu nichts geführt. So bin ich dann halt die meiste Zeit hinter der Hauptgruppe hinterhergezuckelt. Aufgeholt habe ich nur ab und zu, wenn einer der Führer es mal wieder ein bisschen angetrieben hat. Erst später habe ich herausgefunden, dass es wenigstens für kurze Zeit in Trab verfällt, wenn man kräftig auf den Hintern klopft. Das Reiten hat aber trotzdem jede Menge Spaß gemacht. Zwischendrin sind wir zweimal durch Wasser geritten, das erste Mal nur bis auf Bauchhöhe der Pferde, aber beim zweitenmal musste man die Schuhe schon ausziehen und die Hosenbeine sehr weit hochziehen, wenn man das Nachmachen vermeiden wollte. Zum Glück war es ja ziemlich warm, so dass die Sachen schnell getrocknet sind. Direkt nach dem Mittagessen sind wir dann nach Bonito aufgebrochen, diese Fahrt hat ungefähr fünfeinhalb Stunden gedauert. Bonito ist eine Stadt im Pantanalgebiet, die allerdings nicht so abgeschieden ist, wie das Hotel, in dem wir vorher waren. "Bonito" ist gleichzeitig auch ein portugiesisches Wort, und bedeutet "schön". Die Stadt Bonito ist vor allem bekannt für ihr kristallklares Wasser in den Flüssen der Umgebung bekannt. Nach der Ankunft unseres Busses im Hotel haben wir uns dann mit den Teilnehmern des anderen Busses unterhalten und herausgefunden, dass auch im anderen Bus die Mehrzahl Deutsche sind. Das ging dann meistens so: "Where are you from?" - "Germany" - "Mann-o-Mann, noch Einer!" ;-) Gegen 21:00 Uhr sind dann beide Busse zu einem Fest aufgebrochen. Das Fest war gar nicht schlecht. Die meiste Zeit haben wir allerdings nicht getanzt, sondern gequatscht. Ab und zu haben dann mal 2 unserer Reiseleiter auf den Tischen getanzt. Außerdem haben wir den Geburtstag eines (wie könnte es auch anders sein) deutschen Austauschschüler mit einer echt großen Torte gefeiert und ungefähr 5 verschiedene Geburtstagslieder in verschiedenen Sprachen gesungen. Um 1:00 sind wir dann wieder heim ins Hotel.

01.11.2001 Bonito

Zum Glück mussten wir in Bonito nicht so früh aufstehen wie in Pantanal, nur die andere Gruppe ist schon früh in Richtung Pantanal abgereist. Diesen Vormittag sind wir alle zusammen zur "Gruta do Lago Azul" (Höhle des blauen Sees) gefahren. Das ist ein mehrere 100m tiefe Erdspalte mit vielen schönen Tropfsteinen und einem blauen See am Grund. Bei den Sicherheitsvorkehrungen sieht man mal wieder den Unterschied zwischen Brasilien und Deutschland. Die Stufen sind unregelmäßig, schmal und ab und zu ziemlich glitschig und das "Geländer" besteht aus einem Bindfaden am Boden, der anzeigt, wo der Weg verläuft. Dafür geht mit jeder Gruppe ein ausgebildeter Führer. Die Tropfsteinformationen und der See sind sehr schön. Nur leider sind die Lichtverhältnisse zum Photos machen da unten etwas schwierig. Mittagessen waren wir in einem Restaurant in der Stadt. Anschließend sind wir ein bisschen Shopping gegangen. Am Nachmittag war "Rafting" angesagt. Wir sind mit 4 Schlauchbooten aufgebrochen und knapp einen Kilometer einen Fluss entlang gefahren. Dabei sind wir 3 Wasserfälle mit einer Höhe von bis zu 2m hinunter, den letzten sogar rückwärts. Natürlich haben wir immer, wenn ein anderes Boot nah war, die ganz schön nass gespritzt. Es war so aber warm, dass das gleich wieder getrocknet ist, und wir hatten natürlich auch Badeklamotten an. Zwischendurch haben wir auch mal angehalten und sind ein bisschen geschwommen. Mein Boot ist als Erstes angekommen, obwohl wir die Letzten waren, die abgelegt haben. Das Rudern hat auch ziemlich angestrengt. Nach dem Abendessen sind wir dann in die Stadt gefahren und hatten dort zwei Stunden Zeit. Wir haben Souvenirs für uns und Mitbringsel für unsere Familien gekauft. Am billigsten war es sogar in so einem großen Laden für Touristen und nicht in einem der kleineren Läden der Einheimischen, obwohl ich eigentlich gedacht habe, dass es anders herum ist.

02.11.2001 Bonito

Heute waren wir an dem selben Ort, wo auch das Fest vor 2 Tagen war. Das ist ein schöne große Anlage mit ziemlich vielen Baumen, 2 Swimmingpools und einem Whirlpool, einer Bar, einem Restaurant und einem Souvenirladen. Außerdem starten von da Schnorcheltouren. Eine solche haben wir dann auch gemacht. Vorher war allerdings noch Zeit für die Swimmingpools. Zum Schnorcheln hat jeder einen Neoprenanzug, eine Schwimmweste, eine Taucherbrille und natürlich einen Schnorchel bekommen. Der Vorteil der Schwimmweste ist, dass man sich nicht ständig bewegen muss, sondern ohne Bewegung einfach schwebt. Begonnen hat das Schnorcheln mit einem Fußmarsch über einen knappen Kilometer durch einen Wald. Bei der Ankunft am Wasser dann eine Überraschung: Das Wasser ist wirklich mindestens 99% durchsichtig! Man denkt sich halt immer, wenn man sowas hört, ja gut, das wird halt relativ klar sein, aber dass es so extrem ist, hätte ich nie für möglich gehalten. Das kommt so: Es regnet in dieses Sumpfgebiet nahe dem Fluss und die Planzen filtern alles aus dem Wasser heraus. Was dann übrig bleibt, bildet diesen Fluss, der erst an dieser Stelle entspringt. Damit das so bleibt, darf man beim Schnorcheln auf keinen Fall Satub aufwirbeln, also den Boden nicht berühren und nicht heftig mit den Füßen ins Wasser schlagen. Natürlich haben wir gleich ein paar Bilder gemacht. Dann sind wir ein bisschen an dieser Stelle herumgeschwommen, danach im Gänsemarsch ungefähr 800m flussabwärts. Anschließend nochmal ein kurzer Fußmarsch und ein kurze Schlauchbootfahrt zu einem Platz, wo wir im Wasser planschen konnten. Da gibt es auch ein großes Trampolin auf dem Wasser und so eine Seilbahn, wie man sie manchmal auf Kinderspielplätzen findet, aber man hält sich nur mit den Händen über Kopf fest und springt dann ins Wasser. Dann nochmal ein Fußmarsch. Leider gab es Mittagessen erst um 15:00 Uhr, weil wir die Schnorcheltour in 4 Gruppen zeitversetzt machen mussten. Nachher nochmal eine zwei Stunden in der Stadt. Danach haben sie sogar die Drohung wahr gemacht, dass der Bus auch dann abfährt, wenn noch nicht alle da sind. 15min über der Zeit sind wir tatsächlich mit zwei Leuten zu wenig losgefahren. Die beiden mussten dann ein Taxi zum Hotel nehmen und bezahlen. Abends hat eine Talentshow stattgefunden. Einige Beiträge, wie selbstgemacht Gedichte, Theaterstücke, etc., waren echt gut und es hat auch fast jeder etwas dargeboten. Natürlich hat es sehr viel Spaß gemacht.

03.11.2001 Bonito, Bus

Heute mussten wir wieder früh aufstehen, und noch vor dem Aufbrechen zur Aktivität unsere Koffer fast fertig packen. Die Aktivität bestand darin, dass wir zu einem Platz an einem Fluss fahren, wo man Fußball und Volleyball spielen kann, im Fluss oder im Swimmingpool baden kann oder sich einfach nur in der Hängematte ausruhen kann. Leider war das Wetter nicht allzu gut, es hat ab und zu leicht genieselt und war dementsprechend relativ kalt. Insgesamt auf Grund des Wetters und der Tatsache, dass wir alles hier auch schon wo anders hatten, für mich die schlechteste Aktivität. Das heißt aber nicht, das es wirklich schlecht war, nur relativ zu den anderen, insbesondere der Schnorcheltour, relativ langweilig. Nachdem wir um 11:00 Uhr im Hotel angekommen sind, hatten wir eine Stunde um zu Duschen, die Koffer fertig zu machen und auszuchecken. Mittagessen gab es schon nicht mehr im Hotel, sondern in dem Restaurant, in dem wir auch schon die letzten zwei Tage waren. Danach Aufbruch in Richtung Belo Horizonte. Irgendwann in der Nacht haben wir in Campo Grande mit dem zweiten Bus getroffen.

04.11.2001 Bus

Der Tag verlief fast ereignislos. Nach den ersten zwei Stopps um Austauschschüler zu verabschieden, wurden beide Busse zusammengelegt. Dadurch konnten wir dann mal länger mit Leuten aus dem zweiten Bus reden. Gegessen haben wir in Restaurants und Bars an der Straße. Gegen Abend haben wir eine Stunde lang Party im fahrenden Bus gemacht. Es war zwar etwas beengt, aber hat trotzdem ziemlich Spaß gemacht. Eigentlich sollten wir um 20:00 Uhr ankommen. Das wurde dann zu erst auf 22:00, auf 23:00 und dann auf 0:00 verschoben. Angekommen sind wir schließlich um 1:00 nachts. Wir sind also von Bonito bis Belo Horizonte ungefaher 35 Stunden gefahren.

05.11.2001 Belo Horizonte, Bus

Nach der Ankunft nachts sind wir alle halbschlafend in unsere Zimmer, haben noch schnell geduscht und sind ins Bett gefallen. Die ersten mussten wegen ihrem Bus schon vor 5:00 Uhr aufstehen, ich konnte glücklicherweise bis 10:00 Uhr schlafen. Dann mussten auch die, deren Bus erst später geht, das Hotel verlassen, weil wir nicht alleine dort bleiben dürfen und unsere Reiseleiterin arbeiten musste. Wir waren dann im Haus von Bernardo Gontijo, dem Besitzer der Reiseagentur, mit der wir die Reise gemacht haben. Den Nachmittag haben wir uns mit Musikhören, Reden und Tagebuchschreiben vertrieben. Um 20:00 Uhr ist der Bus von Lutz und mir abgefahren. Das war wieder einer von denen mit geringem Sitzabstand, aber wenn man wirklich müde ist, kann man überall schlafen.

06.11.2001 Bus, Curitiba, Bus

Um 11:00 Uhr sind wir bei ziemlicher Hitze (jedenfalls für den Süden Brasiliens um diese Jahreszeit) angekommen. Es hatte 31° im Schatten. Wir haben dann die Freunde des Vaters von Lutz angerufen. In derem Haus haben wir ein Mittagessen bekommen und konnten duschen und ein paar Stunden schlafen. Außerdem das erste Mal wieder Nachrichten schauen, seit wir aus Caxias abgefahren sind. Die Familie ist sehr, sehr nett und wir haben uns gut unterhalten. Um 19:00 haben sie uns dann zum Busbahnhof gebracht, weil der Mann auch verreist ist. Unser letzter Bus ging dann schließlich um 22:00. Vorher gab es noch ein bisschen Verwirrung um die Ankunftszeit in Caxias und die Platform, von der er abfährt, aber weil wir ja in Brasilien sind, kann man da mit Ruhe und ohne Aufregung an die Sache 'ran gehen.

07.11.2001 Bus, Caxias do Sul

Um 8:00 sind wir am Busbahnhof von Caxias angekommen. Insgesamt habe ich mehr als 125 Stunden (= 5 ganze Tage!) im Bus verbracht. Mein Gastvater hat mich dann abgeholt. Zu Hause habe ich erstmal ein bisschen was erzählt, gescheit gefrühstückt und geschlafen.

Schlußfolgerung

Generell kann ich sagen, dass die Reise trotz (oder vielleicht auch gerade wegen) der langen Busfahrten sehr viel Spaß gemacht hat und sich auf jeden Fall gelohnt hat.